Caspar F. Wolff (1734 – 1794)

wolffPhysiologe und „Begründer“ der modernen Embryologie

geboren: am 18. Januar 1734 in Berlin
gestorben: am 22. Februar 1794 in Petersburg

Die Wissenschaftler Charles Bonnet und Albrecht Haller und einige andere vertraten aufgrund ihrer Forschungen eine Lehre, die man als Lehre der „Präformation“ kennt. Nach ihnen ist „das Lebewesen schon vor der Befruchtung vollständig vorgebildet und zwar im winzigen Punkt eines ‚Keims‘, aus dem es sich durch Aneignung von Nahrungsstoffen entwickelt“. Sie glaubten, dass der Kleinheit keine Grenzen gesetzt seien. Wenn ein Ei oder ein Samenfaden bereits eine winzig kleine Gestalt enthielt, könnte diese winzig kleine Gestalt vielleicht eine noch kleinere enthalten, die eines Tages ihr Abkömmling wäre usw. ad infinitum.

Der Forscher Caspar Friedrich Wolff ging dagegen davon aus, daß sich die Entwicklung der von organischer Materie genährten Lebewesen durch eine Kette von Neubildungen erklärt: „Als bildende Kraft erkannte Wolff in dieser Materie eine „vim essentialem, die sich zu allem fügt, was sich selbst hervorbringen wollte, und sich dadurch zu dem Range eines Hervorbringenden selbst erhob.“

Wolff übte bereits mit 26 Jahren in seiner Dissertation „Theoria generationis“ scharfe Kritik an der vorherrschenden Präformationstheorie, indem er zeigen konnte, dass die Spitze eines wachsenden Pflanzenschösslings eine undifferenzierte und allgemeine Struktur zeigte. Mit dem Wachstum entwickelten sich aus diesem undifferenzierten Spitzenmeristem je verschiedene Pflanzenteile: Blätter, Stängel, Blütenorgane.
Später dehnte Wolff seine Beobachtungen auf Tiere aus und untersuchte wachsende Hühnchenembryonen. Er zeigte, dass durch eine allmähliche Spezialisierung undifferenzierte Gewebe sich zu verschiedenen Organen entwickeln. Dies war die Lehre von der „Epigenese“, ein Ausdruck, den William Harvey – 1651 zum ersten Mal in einem Buch über die Geburt der Tiere benutzt hatte.
Anfänglich durch Anfeindungen seiner Fachkollegen isoliert, konnte er durch seine Berufung als Professor der Anatomie an die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, 1766, erstmals ungehindert seinen Forschungen nachgehen. Zu seinen Lebzeiten zwar international kaum beachtet, boten seine Schriften fruchtbare Ansätze, die später dann durch Karl Ernst von Baer zu neuen weiterführenden biologischen Erkenntnissen verfolgt wurden. Aus seiner Arbeit über die „Bildung des Darmkanals“ (1768/69) wurde von Pander der noch immer gebräuchliche Begriff des „Keimblattes“ abgeleitet.Die Anschauung der Epigenese setzte sich erst viel später durch: Im Zusammenhang mit Darwins Selektionstheorie, durch welche auch vollkommen neues entstehen kann.

Werke

  • Theoria Generationis. Von Caspar Friederich Wolff. 1759.
  • Von der eigenthümlichen und wesentlichen Kraft der Vegetabilischen sowohl als auch der Animalischen Substanz. Von C. F. Wolff. 1789.
  • Theoria Generationis
  • Ueber die Entwicklung der Pflanzen und Thiere.

Anhand von Beobachtungen zur Blütenbildung der Pflanzen und der Embryobildung der Tiere entwickelte Wolff seine Theorie der Epigenese, der eine dynamische Auffassung des Organismus zugrunde lag. Er vertrat die Ansicht, daß sich die Organe von Pflanze und Tier erst allmählich aus homogenen Ansätzen herausbilden, und nicht, wie in der Präformationstheorie behauptet, en miniature vorgebildet nur noch wachsen müssen. Wolffs Schrift ist in drei Teile gegliedert: Beginnend mit einer Darstellung der Entwicklung der Pflanzen im ersten Teil, behandelt der zweite Teil die Entwicklung der Tiere. Im dritten Teil wird schließlich über die Bildung der organischen Naturkörper im Allgemeinen berichtet.