Jean-Henri Fabre (1823 – 1915)

fabre2Insektenforscher

»In meinen Träumereien habe ich mir oftmals gewünscht, nur einige Minuten mit dem urwüchsigen Hirn meines Hundes denken, die Welt durch die Facettenaugen einer Mücke betrachten zu können. Wie anders würden die Dinge dann aussehen!«

Jean-Henri Casimir Fabre wurde am 21. Dezember 1823 in Saint-Léons (Département de l’Aveyron) in eine Bauernfamilie geboren.

Seit seiner Jugend machte Jean-Henri schwierige Erfahrungen mit der Armut. Seine Schulzeit war daher nicht einfach. Im Alter von 10 Jahren wurde ihm ein Stipendium für das Collège Royal de Rodez zugesprochen, in der Stadt, wo seine Eltern sich niedergelassen hatten und ein Café betrieben. Nach einem kurzen Aufenthalt in Aurillac zog die Familie nach Toulouse, wo der Knabe kostenlos an das Séminaire de l’Esquille zugelassen wurde. Nur kurze Zeit später musste Jean-Henri erneut die Schule wechseln, weil seine Eltern nach Montpellier umzogen und dort eine neue Imbissbude eröffneten.
Die finanziellen Sorgen der Familie Fabre waren aber so gross, dass Jean-Henri seine Ausbildung aufgeben und mit verschiedenen Arbeiten seine Familie unterstützen musste. Nach einem kurzen Aufenthalt in Nîmes zogen die Fabres im Jahre 1840 schliesslich nach Avignon.

Dank seiner ausserordentlichen Lernfähigeit und Intelligenz, kam Jean-Henri bei einer glänzend bestandenen Eintrittsprüfung in die École Normale erneut in den Genuss eines Stipendiums. Zwei Jahre später (1842) wurde er Primarlehrer im Collège de Carpentras. In dieser Stadt hat Fabre seine erste Frau Mari-Césarine Villard kennengelernt, die ihm sieben Kinder schenkte.

Trotz seiner vielfältigen Arbeiten in Beruf und in der Familie eignete sich Fabre umfangreiches Wissen autodidaktisch mit grossem Fleiss an. So bestand er sein Baccalauréat und ein Lizenziat in Mathematik und Physik.

Nach seiner Zeit in Carpentras, wo er sieben Jahre zugebracht und gearbeitet hatte, wurde er Mathematiklehrer im Collège Imperial in Ajaccio in Korsika. Diese Stelle hielt er von 1849 – 1853 inne. Hier an diesem schönen Platz wurde er von den beiden Naturwissenschaftler Moquin-Tandon und Requien auf biologische Fragen aufmerksam, hier spürte Fabre seine Berufung zum Biologen.

Zurück von Korsika wurde er als Physik- und Chemielehrer am Collège Impérial von Avignon angestellt und er blieb dort 17 Jahre lang. Seine Freizeit nutzte Fabre, um eine dritte Fachrichtung zu studieren: Naturkunde. 1855 verteidigte er in Paris seine Doktorarbeit in Naturkunde. Fabre war zu dieser Zeit 32 Jahre alt.

1868 wurde ihm eine Ehrung von der Légion d’Honneur durch den Erziehungsminister Victor Duruy zuteil. Duruy baute eine Abendschule auf und Fabre wurde beauftragt, in Avignon die Naturwissenschaften zu übernehmen. Zu seinem Unglück erlaubte er sich in seinen lebendigen und naturnahen Stunden vor einer weiblichen Hörerschaft die Befruchtung bei Pflanzen zu präsentieren. Eine so starke Kritik kam unter prüden Eltern und Kirchenvertretern auf, dass Fabre seine Lehrtätigkeit 1870 aufgab und – mit seiner grossen Familie – ohne Mittel dastand. Sein Freund John-Stuart Mill lieh im auf sein Bitten 3000 Gold-Francs.

Fabre liess sich nach diesem Vorfall in Orange nieder, wo er neun Jahre verbrachte. Während dieser Zeit publizierte er zahlreiche Schulbücher und auch wissenschaftliche Bücher für die nichtgelehrte Bevölkerung. Er behandelte unter anderem Algebra, Trigonometrie, Arithmetik, Chemie, Himmelskunde, Hauswirtschaftslehre, Geologie, Geometrie, Hygiene, Wirtschaft, Mechanik, Physik. Seine etwa 30 Bücher brachten ihm etwas Geld ein und Fabre konnte Stuart Mill in zwei Jahren den Vorschuss zurückzahlen. In Orange hat Henri Fabre auch seinen ersten Band zur Insektenkunde geschrieben und veröffentlicht, seine berühmten Souvenirs Entomologiques.

Mit dem durch die Autorenrechte verdienten Geld konnte sich Fabre 1879 in Sérignan-du-Comtat ein Grundstück erwerben, das er l’Harmas nannte, in Anlehnung an den provencalischen Ausdruck Ermès, was Ödland bedeutet. Dort, endlich in einem eigenen Haus, setzte er seine Arbeit an den pädagogischen und didaktischen Büchern fort (insgesamt verfasste er etwa hundert Bücher!), die ihm seinen Lebensunterhalt garantierten. Dort auch setzte er seine Studien über das Insektenleben fort.

In Sérignan vertiefte sich Fabre vor allem in die Studien über das Verhalten von Insekten. Insgesamt verfasste er noch neun weitere Bände der berühmten Souvenirs Entomologiques, welche in viele Sprachen übersetzt und auf der ganzen Welt bekannt sind.

Seine Frau starb 1885 mit 64 Jahren. Seine Kinder waren in dieser Zeit verheiratet und haben das Elternhaus verlassen. Im Jahre 1887 heiratete Fabre erneut, Marie-Joséphine Daudel, eine viel jüngere Frau, mit der er drei Kinder aufzog.

Ab 1890 begann Fabre Verse zu schreiben. Die provençalischen Gedichte von ihm wurden publiziert unter dem Namen „Oubreto prouvençalo“. 1908 suchte ihn Frédéric Mistral auf. Der Gründer von Félibrige, einer Gruppe provençalischer Dichter, kam mit der Absicht, für sein „Muséon Arlaten“ (Museum von Arles) eine Sammlung von 700 Pilz-Aquarellen von Fabre zu erstehen. Der grosse Insektenforscher kannte nicht nur seine Kerbtiere sehr gut, er beschäftigte sich auch intensiv mit Pilzen, auch mit den unscheinbaren, die nur im Mikroskop zu beobachten waren.

Der Homer oder Vergil der Insekten, wie man ihn öfter bezeichnete, starb am 11. Oktober 1915 im Alter von 92 Jahren. Auf seinem Grab – ein einfaches Familiengrab auf dem alten Friedhof in Sérignan – finden wir zwei Inschriften: eine von Seneca: „Quos periisse putamus praemissi sunt“ (die man glaubt verloren zu haben, wurden vorzeitig weggeschickt), die andere von Fabre selbst: „Minime finis sedlimen vitae excelsioris“ (der Tod ist nicht ein Ende, es ist die Schwelle zu einem höheren Leben.

 

Werke

  • Souvenirs Entomoligiques
  • unzählige pädagogisch-didaktische Schriften