Begründer der experimentellen Pflanzenphysiologie
geboren am 2. Oktober 1832
gestorben am 29. Mai 1897
Als Forscher war Sachs vorwiegend auf dem Gebiet der Physiologie tätig. Als Sachs seine wissenschaftliche Laufbahn begann, waren Mohl, Naegeli und Hofmeister tonangebend. Alle drei beschäftigten sich vor allem mit dem Studium der Zelle und der Gewebe. Vorlesungen über Pflanzenphysiologie wurden zu dieser Zeit an den Universitäten kaum abgehalten. Das erklärt sich leicht, wenn man bedenkt, daß es damals noch keine botanischen Institute gab. Sachs Verdienst ist im gleichen Maße darin zu suchen, daß er das Studium der von Hales, Knight, Bonnet, Saussure, Bonssingault etc. begründeten Experimentalphysiologie neu belebte und diesem Zweige der Botanik zahlreiche Jünger und Freunde zuführte.
Er legte geringeren Wert auf Einzelwissen als auf die Erforschung allgemeiner Fragen, was schon aus den Titeln seiner 99 Publikationen leicht ersehen werden kann. Alles, was Sachs erreicht hat, verdankt er sich selbst.
Von Haus aus arm, hat er sich durch eisernen Fleiss und eigene Tüchtigkeit die Wege bahnen müssen. Gewiss hat seine angestrengte Tätigkeit in der Jugend viel zu seinen Krankheiten im Alter beigetragen.
Sachs wurde in Breslau am 2. Oktober 1832 als siebtes Kind geboren. Sein Vater Christian Gottlieb Sachs war Graveur. Die Familie lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen, welche es nicht gestatteten, den Sohn seiner genialen Veranlagungen entsprechend auszubilden. Immerhin konnte er ein Gymnasium besuchen.
Die erste für seine Zukunft wichtige Anregung empfing der Knabe durch den Breslauer Physiologen und Patholgen Purkinje, mit dessen Söhnen er die Schule besuchte. Im Verkehr mit diesen fand sein für die Schönheiten der Natur empfängliches Gemüt die erste Ausbildung. Er lernte, Pflanzen zu sammeln und ihre Namen zu bestimmen; das waren wonnevolle Tage aus seiner Jugendzeit. Als 17jähriger Jüngling hatte er Vater, Mutter und Bruder verloren. So verwaist wollte er die Schule verlassen und Seemann werden. Er hätte diese Idee vielleicht ausgeführt, wenn nicht Purkinje im Jahre 1850 nach Prag übergesiedelt wäre und ihn zu seinem Privatassistenten ausersehen hätte.
Sachs setzte in Böhmen seine Studien unter grossen Mühseligkeiten, immer mit Nahrungssorgen kämpfend, fort und bezog, gänzlich mittellos, im Alter von 19 Jahren als Student die Universität Prag, um sich den naturwissenschaftlichen Disziplinen zu widmen. Nebenbei arbeitete er sehr angestrengt für Purkinje und betrieb eifrig das Zeichnen und Malen. Nach etwa 10 Semestern promovierte er und begann mit der bald darauf erfolgenden Habilitation in Prag (1857) seine zusammenhängende wissenschaftliche Tätigkeit.
Seine ersten Arbeiten beschäftigen sich mit dem Gebiet der Ernährungs- und Wachstumsphysiologie. 1859 erhielt Sachs auf Empfehlung des Zoologen Stein und des Botanikers Hofmeister, der damals noch Musikalienhändler in Leipzig war, eine Stellung als Assistent am agrikulturtechnischen Laboratorium zu Tharand. Hier gelang es ihm, gleichzeitig mit Knop, Pflanzen ohne Erde in anorganischen Nährlösungen anzuziehen und die Kulturmethoden weiter zu entwickeln.
Im Alter von 29 Jahren wurde Sachs als Professor der Botanik an die Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn berufen. Sein Gehalt belief sich hier auf 700 Thaler. Die dortige sechsjährige Lehrtätigkeit war wissenschaftlich sehr reich gesegnet. Es gelang ihm festzustellen, dass die durch Kohlensäureassimilation in den Chlorophyllkörnern sich bildender Stärke im Dunkeln verschwindet und im Licht von neuem auftritt. Den Nachweis führte er mit der bekannten Jodprobe. Auch die Umwandlung und die Transportwege der plastischen Bildungsstoffe wurden klar beleuchtet.
Aus dieser Zeit datiert auch sein Ruf als vortrefflicher botanischer Schriftsteller. Das Erscheinen seines „Handbuches der Experimentalphysiologie“ kann man epochemachend nennen. Es enthielt in klarer und fesselnder Darstellung eine ausgedehnte Übersicht über eine Menge interessanter und wichtiger Versuche der Lebensvorgänge in der Pflanze. Ein Buch derartigen Inhaltes gab es in der Botanik bis dahin nicht. Man kann sich deshalb leicht vorstellen, wie sehr das Werk geeignet war, viele Blicke auf diesen Gegenstand zu lenken.
1867 wurde Sachs als Nachfolger von de Bary an die Universität Freiburg berufen; schon im folgenden Jahre erhielt er die Professur in Würzburg, wo er fast 30 Jahre lang bis zu seinem Tode tätig war. Hier ist die Stätte seiner Schule, zu der verschiedene der namhaftesten Botaniker gehören. Trotz ehrenvoller Berufungen nach Jena, Heidelberg, Wien, Berlin, Bonn und München blieb er der Würzburger Universität treu.
Hier entstanden wieder bedeutende Arbeiten. Es gelang ihm unter anderem, die so mannigfache Anordnung der Teilungswände in meristematischen primären Geweben nach einfachen Gesichtspunkten trefflich zu gruppieren. Die Veröffentlichungen seiner „Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bist 1860“ und seines „Lehrhbuches der Botanik“ waren glückliche Würfe. Die Abbildungen seines letztgenannten Werkes zeichnete er fast alle selbst; ihrer Markigkeit und Klarheit wegen sind sie vielfach in andere Kompendien übernommen worden. So wurden diese neuen literarischen Schöpfungen gleichfalls mit grossem Beifall aufgenommen.
Sachs hatte seinen Höhepunkt erreicht, sich mit wachsendem Ruhm aber auch zu einer selbstherrlichen Natur entwickelt, welche nur wenig anerkannte, was nicht aus seiner Schule hervorging und offenbar Irrtümer kaum zugeben wollte. So kam es, dass er sich in den letzten Dezennien seines Lebens durch seine Reizbarkeit mit bedeutenden Fachkollegen arg verfeindet hatte. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass dauernde Krankheit und unglückliche Familienverhältnisse vielleicht zu seiner Einstellung führten. Seine letzten Publikationen (1892-1896) betreffen Notizen aus dem Gesamtgebiet der Physiologie, Morphologie und Entwicklungsgeschichte, worin er im Wesentlichen seinen Standpunkt zu grösseren allgemeinen Fragen charakterisierte.
Werke
Julius von Sachs war Verfasser mehrerer Standardwerke in Botanik.
Die in seinen Werken enthaltenen Zeichnungen sind auch heute noch fester Bestandteil botanischer Lehrbücher.
1865 „Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen“
1868 „Lehrbuch der Botanik“
1871-1872 „Die Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860“
1882 Die Vorlesungen über „Pflanzenphysiologie“
1892 „Gesammelte Abhandlungen über Pflanzenphysiologie“