Paracelsus (1493 – 1541)

paracelsusDer Heiler

Du sollt wissen, daß alle kranckheiten in fünfferley weg geheilt werden: unnd heben also an unser artzney bey der heylung, unnd nit bey den ursachen, darumb, das uns die heylung, die ursach anzeigt. Auff das geht unser argument, das fünfferley heylung sind: dz ist als viel geredt, als das fünfferley artzney sind, oder fünfferley künst, oder fünfferley faculteten, oder fünfferley artzet: unter denen fünffen ist ein jegliche, ein genugsame facultas der artzney, alle kranckheiten zu heylen. Wann in fünff weg, wie angezeigt ist, werden fünfferley faculteten der artzney erfunden, da ein jedliche für sich selbst soll haben den gradum eines bewerten artzts, und eines genugsamen artzets, und eines kunstreichen artzts, zuheilen einen jeglichen zufall, kranckheit, und siechtagen, in beyden artzneyen, alß desselbigen gradts, der fünfferleyen faculteten einer, allein genugsamer artzt.

Paracelsus war der Arzt und Alchimist, der in der Renaissance die Behandlung von Krankheiten mit chemischen Mitteln einführte. Der Fortschritt der praktischen Medizin zu Anfang des 16. Jahrhunderts ist zum grossen Teil ihm zu verdanken, wie auch der Ansatz zur modernen Medizin.

Paracelsus‘ richtiger Name war Philippus Theophrastus Bombastus von Hohenheim. Er wurde in einem Dorf bei Zürich als Sohn eines Arztes und Chemikers geboren. Mit 14 Jahren begann er an den führenden Universitäten Europas nach Lehrern zu suchen, deren Auffassung er achten konnte. Da er eine sehr unkonventionelle und direkte Art hatte, verletzte er bald die meisten seiner Lehrer, aber auch andere mit seinen skeptischen Ansichten.

Dennoch erwarb Paracelsus 1510 in Wien den Grad eines Bakkalaureus der Medizin und 1516 in Ferrara den Doktorhut. Um diese Zeit nahm er den Namen Paracelsus an, was soviel heissen sollte wie “über Celsus stehend”, um seine Missachtung gegenüber dem alten römischen Arzt auszudrücken, der damals sehr bewundert wurde.

Reisen führten Paracelsus nach Irland, nach Konstantinopel und bis nach Russland. Als Militärarzt nahm er an mehreren lokalen Kriegen teil. Er strebte stets danach, seine Kenntnisse der medizinischen Behandlung zu vervollkommnen und die “verborgenen Kräfte der Natur” zu entdecken. Seine Redegewandheit brachte das Wort “bombastisch” auf, das von seinem Zunamen Bombastus abgeleitet ist. Zeitlebens liess er keine Gelegenheit aus, um akademische Autoritäten lächerlich zu machen. Als er ein Lehramt in Basel annahm, provozierte er die Behörden, indem er die Werke des bekannten griechischen Arztes Galen öffentlich verbrannte. Er verschlechterte seine Situation weiters noch dadurch, dass er seine Vorlesungen für jeden öffnete und sie in Deutsch, statt in Latein abhielt. Aus allen Himmelsrichtungen Europas strömten Studenten zu ihm. Paracelsus blieb jedoch nie lange an einem Ort – wohin er auch kam, machte er sich Feinde und in Basel wurde er sogar aus der Stadt verjagt.

Wie Hippokrates glaube Paracelsus an eine Behandlung, die vom Körper als einem Ganzen ausgeht und an die Heilkraft des Körpers selbst. Es heisst, er habe ein wirksames Mittel gegen die Pest entwickelt – eine Pille aus Teig mit Spuren von Ausscheidungen des Patienten. Er betrachtete magische oder „mentale Kräfte“ als wichtig für den Heilungsprozess.

paracelsus_huser_titelParacelsus war ein glänzender Diagnostiker. Während er die Astrologie verspottete, suchte er in der Alchimie nach grundlegenden Wahrheiten: “Magie ist eine grosse verborgene Weisheit – Verstand eine grosse offene Torheit”, erklärte er. Sein Interesse an der Alchimie führte ihn schliesslich zu einigen grundlegenden Erkenntnissen auf dem Gebiet der Chemotherapie.

Paracelsus war der erste, der davon ausging, dass Lungenkrankheiten von Bergarbeitern durch Einatmen metallischer „Dämpfe“ verursacht wurden und nicht von bösen Geistern. Vor ihm hatte auch niemand auf den Zusammenhang zwischen niedrigem Mineralgehalt von Trinkwasser und der Verbreitung von Kröpfen in manchen Gegenden hingewiesen. Seine Beschreibung der Syphilis war eine bahnbrechende Abhandlung, in der erstmals eine Behandlung mit einer Quecksilbermischung vorgeschlagen wurde.

„Die grosse Wundtartzney“, die 1536 veröffentlicht wurde, führte ihn auf den Höhepunkt seines Ruhms und brachte ihm Ehrungen von Edelleuten und Fürsten ein. Er liess sich jedoch nicht davon abhalten, bis an sein Lebensende von Stadt zu Stadt und von Land zu Land zu ziehen. Er starb in einem Gasthaus in Salzburg – manche sagen, er sei vergiftet worden, andere, er sei den Verletzungen erlegen, die er erlitten habe, als er betrunken einen Berg hinunterrollte.

Werke

  • Opera Omnia Medico-Chemico-Chirurgica (Genf, 1658)
  • Die grosse Wundtartzney (1536)
  • Vom ursprung und herkommen des Bads Pfeffers (Basel, 1576)