Paläontologe und Publizist
Begründer der Punctuated Equilibrium-Theorie
Stephen Jay Gould wurde am 10. September 1941 in New York City geboren. Sein Abschluss am Antioch College in Yellow Springs (Ohio) erfolgte 1963. Anschliessend studierte er an der Graduate School der Columbia University Evolutionsbiologie und Paläontologie.
Am 3. Oktober 1965 heiratete Gould Deborah Lee.
Ein Jahr später (1966) wurde er Professor der Geologie am Antioch College. Erst ein Jahr darauf stellte er seine Doktorarbeit fertig und erhielt seinen Abschluss von der Universität Columbia. Auch nahm er die Aufgabe eines Assistenzprofessors in Harvard wahr. 1971 wurde er Associate Professor und 1973 ordentlicher Professor der Geologie in Harvard.
Gould war einer der Begründer der Punctuated Equilibrium-Theorie der Evolution. Sein berühmtestes Beispiel für die diskontinuierliche Entwicklung war der „Daumen des Panda“. Beim Panda-Bär wurde eine Modifikation eines Handgelenkknochens zu einem Instrument, um Blätter von Bambus zu entfernen. Gould argumentierte, dass diese Veränderung schnell erfolgen musste, damit sie von der natürlichen Selektion erhalten werden konnte.
Gould ist bekannt vor allem auch durch seine Kolumne „This View of Life,“ (seit 1974) in der Zeitschrift Natural History.
Gould schrieb über die Punctuated Equilibrium-Theorie auch in seinem Buch „The Panda’s Thumb“, wofür er zweifach ausgezeichnet wurde (Notable Book Citation from the American Library Association, 1980, American Book Award in Science, 1981). Gould war ein bekannter Schriftsteller und ein kritischer Wissenschaftshistoriker, der in seinen Werken einige übernommene Annahmen und Vorurteile aufdecken konnte. In seinem Buch The Mismeasure of Man bestritt er beispielsweise, dass die Intelligenz des Menschen objektiv gemessen werden könne. Alle Intelligenztests verfälschten das Resultat durch Fehler, welche aus der Zugehörigkeit verschiedener sozialer Schichten, Klassen, ethnischer Gruppen oder Nationen herrühren. Auch dieses wurde stark beachtet und ausgezeichnet (National Book Critics Circle Award for general nonfiction in 1981, American Book Award Nomination in Science for 1982). Auch erhielt er den Schubert Preis der Paleontological Society.
Gould wurde Mitglied der National Science Foundation, der American Association for the Advancement of Science, der Paleontological Society, der Society for the Study of Evolution, der Society of Systematic Zoology und Sigma Xi. Am 20. Mai 2002 ist Gould an seinem Krebsleiden gestorben, das bereits 1981 diagnostiziert worden war. Acht Monate sind die mediane Lebenserwartung bei Mesotheliom, dieser seltenen, durch Asbestfasern verursachten Form des Lungenkrebses; in den 20 verbleibenden Jahren konnte er zeigen – gemäss seinen eigenen Worten – , dass der Median kein Mittelwert ist.
Ausgewählte Publikationen von Gould
- Ontogeny and Phylogeny. Cambridge: Belknap Press of Harvard Univ. Press, 1977.
- The Panda’s Thumb: More Reflections in Natural History. N.Y.: Norton, 1980.
- Hen’s Teeth and Horse’s Toes: Further Reflections in Natural History. N.Y.: Norton, 1983.
- The Flamingo’s Smile: Reflections in Natural History. N.Y.: Norton, 1985.
- An Urchin in the Storm: Essays about Books and Ideas. N.Y.: W. W. Norton, 1987.
- Time’s Arrow, Time’s Cycle: Myth and Metaphor in the Discovery of Geological Time. Cambridge: Harvard Univ. Press, 1987.
- Wonderful Life: The Burgess Shale and the Nature of History. N.Y.: W.W. Norton, 1989.
- Bully for Brontosaurus: Reflections in Natural History. N.Y.: Norton, 1991.
- Eight Little Piggies: Reflections in Natural History. N.Y.: Norton, 1993.
- Dinosaur in a Haystack. N.Y.: Harmony Books, 1995.
- Full House: The Spread of Excellence from Plato to Darwin. N.Y.: Harmony Books, 1996.
- The Mismeasure of Man. N.Y.: Norton, 1996.
- Questioning the Millenium: A Rationalist’s Guide to a Precisely Arbitrary Countdown. N.Y.: Harmony Books, 1997.
- Leonardo’s Mountain of Clams and the Diet of Worms: Essays on Natural History (1998)
- Crossing over: Where Art and Science Meet (2000)