Der durchlauchtigsten Herzogin

DER DURCHLAUCHTIGSTEN HERZOGIN UND FRAUEN
LUISEN
REGIERENDEN HERZOGIN
VON SACHSEN – WEIMAR UND EISENACH
 

Duchlauchtigste Herzogin, gnädigste Frau

Wäre der Inhalt des gegenwärtigen Werkes auch nicht durchaus geeignet Euer Durchlaucht vorgelegt zu werden, könnte die Behandlung des Gegebenen bei schärferer Prüfung kaum genug tun, so gehören doch diese Bände Euer Durchlaucht ganz eigentlich an und sind seit ihrer früheren Entstehung Höchstdenenselben gewidmet geblieben.

Denn hätten Euer Durchlaucht nicht die Gnade gehabt, über die Farbenlehre sowie über verwandte Naturerscheinungen einem mündlichen Vortrag Ihre Aufmerksamkeit zu schenken, so hätte ich mich wohl schwerlich im stande gefunden, mir selbst manches klar zu machen, manches auseinander Liegende zusammenzufassen und meine Arbeit, wo nicht zu vollenden, doch wenigstens abzuschliessen.

Wenn es bei einem mündlichen Vortrage möglich wird, die Phänomene sogleich vor Augen zu bringen, manches in verschiedenen Rücksichten wiederkehrend darzustellen, so ist dies freilich ein großer Vorteil, welchen das geschriebene, das gedruckte Blatt vermißt. Möge jedoch dasjenige, was auf dem Papier mitgeteilt werden konnte, Höchsdieselben zu einigem Wohlgefallen an jene Stunden erinnern, die mir unvergeßlich bleiben, so wie mir ununterbrochen alles das mannigfaltige Gute vorschwebt, das ich seit längerer Zeit und in den bedeutendsten Augenblicken meines Lebens mit und vor vielen andern Euer Durchlaucht verdanke.

Mit innigster Verehrung mich unterzeichnend Euer Durchlaucht untertänigster

Weimar, den 30. Januar 1808 J.W. v. Goethe