Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 als erstes Kind von Katharina und Heinrich Kepler in Weil der Stadt in Württemberg geboren. Er wurde sofort nach seiner Geburt in der katholischen Pfarrkirche getauft. Anfänglich mass man diesem Akt keine besondere Bedeutung bei; er sollte jedoch später noch für Aufregung sorgen.
Johannes Kepler war ein schmächtiges und von Anfang an kränkelndes Kind. Als er etwa ein Jahr alt war, begab sich zuerst sein Vater auf Reisen, da er von sehr unsteter und abenteuerlustiger Natur war. Er liess sich in den Niederlanden für militärische Dienste anwerben. Seine Mutter Katharina verliess nach der Geburt ihres zweiten Kindes Heinrich ebenfalls Weil der Stadt, um ihrem Gatten nachzureisen.
So kam es, dass er also zunächst bei den Grosseltern aufwuchs. Mit vier Jahren bekam er die Pocken, was ihn fast erblinden liess. Dies war ein harter Schlag in seiner Kindheit, da doch die Augen für seine spätere Berufung als Astronom die wichtigsten Sinnesorgane waren. Hierin zeigt sich die Ironie der Geschichte: Ein fast Blinder schuf die Grundlagen der modernen Optik und entwickelte und verbesserte und entwickelte das Fernrohr zu einem wirklich brauchbaren Instrument.
Ein weiteres wichtiges Ereignis in seiner Kindheit fand im Jahre 1577 statt: Der nunmehr sechsjährige Junge wurde Zeuge, als ein grosser Komet nahe an der Erde vorbei zog. Damals wurden Kometen noch als Strafe und Warnung Gottes interpretiert – sie galten als Boten von Krieg, Hunger, Krankheit entsprechend dem damals vorherrschenden Weltbild.
In dieser Zeit begann Kepler die Volksschule zu besuchen, kaum ein Jahr später, also als Siebenjähriger besuchte er die Lateinschule. Doch er musste oft auf dem Acker und in der elterlichen Gastwirtschaft mithelfen somit konnte er nicht allzu regelmässig die Schule besuchen. Bald erkannte man jedoch, dass der schmächtige Johannes für schwere Arbeiten nicht geeignet war und er wurde zur Klosterschule geschickt. Hier stellte er sich als hochbegabt heraus, da er schon die Aufnahmeprüfung glänzend bestand.
Er lernte lateinische und griechische Philosophie, sowie Rhetorik, Dialektik, Musik, Astronomie und Arithmetik. Die Anforderungen waren sehr hoch und die Erziehungsmethoden sehr streng.
Diese Entwicklung mündete für den nunmehr schon Siebzehnjährigen in das Studium an der Tübinger Universität. Er besuchte Vorlesungen über Griechisch, Hebräisch, Astronomie, Physik, Ethik, Dialektik und Rhetorik.
Während des Studiums im Jahr 1590 – er war also gerade 19 Jahre alt – starb sein Vater. Im Jahre 1591 erlangte er die philosophische Magisterwürde, 1594 beendete er sein Studium in Tübingen.
Noch bevor er sein Studium beendet hatte, war sein Ruf schon so weit gelangt, dass er aus Graz ein Angebot bekam, am dortigen Gymnasium als Professor für Mathematik zu lehren und gleichzeitig die Stelle des Landschaftsmathematikers der Steiermark zu übernehmen.
Nachdem er dieses Angebot angenommen und nach Graz übergesiedelt war, fand er hier ausreichend Zeit, sich auch seinen privaten Forschungen zuzuwenden und brachte 1596 sein Erstlingswerk „Mysterium Cosmographicum“ heraus.
Bald darauf heiratete er die dreiundzwanzigjährige Barbara Müller von Mühleck, die aus einer sehr wohlhabenden Familie stammte.
Hier in Graz bekam Kepler auch zum ersten Mal die Folgen der Gegenreformation – zumal er Protestant war – zu spüren. Im September 1598 verschärfte sich die Lage gar so weit, dass Erzherzog Ferdinand alle dort tätigen Protestanten entliess und sie aufforderte, das Land zu verlassen – ansonsten drohte die Todesstrafe.
So kam es, dass Kepler sich nun auf dem Weg nach Prag befand. Der damals dort regierende Kaiser Rudolf II. war aller Astrologie und Alchemie sehr zugetan und hatte schon vorher dem Astronomen Tycho Brahe ein Schloss als Observatorium und Arbeitsstätte sowie ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.
Auf eine Anfrage hin wurde Kepler nun von Brahe auf besagtes Schloss eingeladen. Hieraus ergab sich zunächst keine Zusammenarbeit, so dass Kepler noch einmal versucht, nach Graz zurückzukehren. Wie nicht anders zu erwarten, wurde er sehr bald von dort wieder per Dekret vertrieben und bemühte sich nun – leider erfolglos – um einen Lehrstuhl an seiner früheren Universität Tübingen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Prag zu Tycho Brahe zurückzukehren. Daraus ergab sich nun eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit der beiden grossen Astronomen, die jedoch nicht lange währte: Im Oktober 1601 starb Tycho Brahe.
Kepler wurde nun von Kaiser Rudolf II. zum Nachfolger Brahes ernannt und erhielt somit die Stelle des Kaiserlichen Hofmathematikers.
Nun waren endlich alle äusseren Hindernisse beiseite geräumt; Kepler hatte nun eine Stelle inne, die es zuliess und die auch die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte, dass er sich nun voll und ganz der Forschung widmen konnte. Diese Zeit in Prag ist insgesamt als der produktivste Zeitraum im Leben Keplers zu bezeichnen. Dies ist nicht zuletzt dem gönnerhaften Wohlwollen des Kaisers Rudolf II. zuzuschreiben. Kepler muss im Jahre 1606 vor der Pest aus Prag fliehen, kehrte jedoch bald wieder zurück. Da er selbst aufgrund seiner Augenkrankheit nicht fähig war, längere Himmelsbeobachtungen durchzuführen, stützt sich seine Arbeit in hohem Masse auf das umfangreiche, ihm von Tycho Brahe hinterlassene Beobachtungsmaterial. So brachte er in Prag mehrere Bücher heraus, unter anderen „Astronomiae Pars Optika“ (Der optische Teil der Astronomie) sowie „Dioptrice“ (Lehre von der Lichtbrechung und astronomischen Teleskopbeobachtung), in denen er sich eingehend mit dem Strahlengang im Fernrohr beschäftigt. Auch entdeckte er hier die ersten beiden berühmt gewordenen Keplerschen Gesetze.
Ausserdem wurden in dieser Zeit drei seiner insgesamt zwölf Kinder geboren. Nur wenige Jahren später erfuhr sein Leben mit dem Tod seiner Frau Barbara im Alter von nur 38 Jahren aufgrund einer schweren Krankheit (1611) einen weiteren tiefen Einschnitt.
Doch damit nicht genug: Nur ein Jahr darauf starb sein Gönner Kaiser Rudolf II.. Zwar wurde er von seinem Bruder und Nachfolger Kaiser Matthias in seinem Amt als Hofmathematikus bestätigt (1612), jedoch wurde das Klima für Kepler insgesamt wieder rauher, vor allem, weil Matthias es mit der Religion nicht ganz so liberal wie Rudolf II. – zumal er katholisch und Kepler Lutheraner war. Weiterhin hatte Kaiser Matthias ihm zwar die volle Fortzahlung seines Gehaltes zugesichert, was Kepler jedoch wenig nützte, da er es Zeit seines Lebens aufgrund chronisch leerer Staatskassen nie ausgezahlt bekam. So blieb ihm der Kaiser bis an sein Lebensende die zur damaligen Zeit riesige Summe von fast 12.000 Gulden schuldig.
So bemühte er sich also abermals um einen Lehrstuhl an der Universität zu Tübingen, was jedoch ebenfalls an seiner religiösen Gesinnung scheiterte.
So siedelte er noch im selben Jahr nach Linz über und bekam dort eine Anstellung als Landschaftsmathematiker. Hier bekam er vom Stadtrat die Aufgabe, das Land Oberösterreich zu vermessen und eine Landkarte von Österreich, Steiermark und Kärnten zu verfassen. Ferner wurde von ihm verlangt, sich als Lehrer für Mathematik, Philosophie und Geschichte zu betätigen. So war er also mit diesen Aufgaben nahezu voll ausgelastet, so dass ihm nur noch wenig Zeit für seine eigentlichen Interessen – wie die Astronomie blieb.
Im Jahr darauf heiratet er – nun schon 39 Jahre alt – die 24jährige Susanne Reutinger.
Als entscheidender Teil seiner Arbeit in Linz ist noch sein Mitwirken an der Kalenderreform als astronomischer Sachverständiger des Reichstags zu nennen. Obwohl er Protestant war, schlug er sich aus rein sachlichen Gründen auf die Seite von Papst Gregor XIII. der die Reform durchsetzen wollte.
Der nächste Schicksalsschlag liess nicht lange auf sich warten: 1615 wurde Keplers Mutter als Hexe angeklagt. Obwohl er nie viel auf seine Mutter und seine Vorfahren gehalten hat, bemühte er sich, ihr in dem sich über sechs Jahre hinziehenden und schliesslich 1621 mit einem Freispruch endenden Prozess nach Kräften Beistand zu leisten. Dies hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, sich weiterhin mit seinen Forschungen zu beschäftigen. So brachte er in dieser Zeit noch einige Bücher heraus und entdeckte das berühmt gewordene dritte Keplersche Gesetz (T³/r³=konstant).
Nachdem in Linz jedoch die Druckerei abgebrannt war, in die er seine gesamten finanziellen Mittel zur Drucklegung seiner Werke gesteckt hatte, und ihm unter dem Druck der Gegenreformation das Leben zu unsicher wurde, hielt ihn auch hier 1626 nichts mehr.
Nun folgten mehrere unruhige Wanderjahre. Er begab sich zunächst nach Schwaben, im Anschluss daran nach Frankfurt am Main, gelangt schliesslich nach Ulm und Regensburg und kehrt für kurze noch einmal nach Linz zurück. In Prag lernte Kepler den damals einflussreichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein kennen. Dieser war zu jener Zeit Herzog von Mecklenburg, Friedland und Sagan. Kepler kam es zugute, dass Wallenstein sein Leben stark an astrologischen Vorhersagen Orientierte. Wallensteins Auffassung von Astrologie wieder sprach jedoch teilweise dem Verständnis Keplers, der zwischen Aberglauben und wahrhaftiger Astrologie klar unterschied.
Dennoch ernannte Wallenstein ihn zum Hofastrologen, da er sich entscheidende Vorraussagen erhoffte, die zu treffen Kepler jedoch nie im Stande war.
So wurde Kepler die Übersiedlung nach Sagan 1628 mitsamt seiner Familie ermöglicht. Am 8. Oktober reiste Kepler noch einmal nach Regensburg, wo am 15. November im Alter von fast 59 Jahren starb.